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Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat gemäss dem Landwirtschaftsgesetz
(Art. 185) und der Nachhaltigkeitsverordnung den Auftrag, nebst der ökonomischen und ökologischen Lage der Landwirtschaft auch die soziale Situation regelmässig aufzuzeigen. Die Lebensqualitätsstudie ist Teil dieses Monitorings.

Das Institut für Agrarwirtschaft der ETH Zürich hat 1999 im Auftrag des BLW das Konzept der Lebensqualität entwickelt: Lebensqualität resultiert immer dann, wenn objektiv messbare Lebensbedingungen bzw. Lebensbereiche von Personen aufgrund ihrer Zielsetzungen und dem aktuellen Zielerreichungsgrad positiv bewertet werden. Die Grundlagen zur Umsetzung dieses Konzepts bilden repräsentative Befragungen bei der Bevölkerung.

Befragung im Frühjahr 2017

gfs-zürich führt seit Frühjahr 2001 alle vier Jahre im Auftrag des BLW eine telefonische Umfrage durch. Die letzte fand 2017 statt und nahm wiederum eine Gegenüberstellung mit den früheren Erhebungen vor. Angestrebt wurde mit dieser Befragung erneut, die Lebensqualität der bäuerlichen Bevölkerung mit derjenigen der übrigen Bevölkerung (Referenz) zu vergleichen, die entweder in Agglomerationen oder in Landgemeinden wohnhaft ist.

Neben der Zufriedenheit und der Wichtigkeit in 12 vorgegebenen Lebensbereichen (Erwerbsarbeit, Ausbildung, Weiterbildung, Einkommen, allgemeiner Lebensstandard, Familie, soziales Umfeld, stabile Rahmenbedingungen, Freizeit, Gesundheit, genügend Zeit, kulturelles Angebot) wurden Einschätzungen zur finanziellen Lage, zur Arbeitssituation, zur gesellschaftlichen Einbindung sowie zu positiven und negativen Seiten des Bauernberufs erhoben. Dabei waren mit Ausnahme der Beurteilung der positiven und negativen Seiten des Bauernberufs bei den übrigen Themen die Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Im Unterschied zu allen anderen Fragen dieser Erhebung hatte die Referenzbevölkerung bei den Fragen zur Einschätzung des Bauernberufs nicht ihre persönliche Situation zu beurteilen, sondern ihr Bild und ihre Wahrnehmung des Bauernberufs. 2017 wurde zum ersten Mal zusätzlich erfragt, ob in den letzten sechs Jahren betriebliche Veränderungen bzw. Innovationen vorgenommen wurden oder solche bevorstehen. Und neu wurde 2017 untersucht, welche Faktoren bzw. Einschätzungen die Lebensqualität positiv oder negativ beeinflussen.

gfs-zürich hat die Umfrage von Ende Januar bis Mitte Februar 2017 durchgeführt. Für die landwirtschaftliche Bevölkerung wurde eine repräsentative Stichprobe aus der Liste der direktzahlungsberechtigten Betriebe gezogen und 250 Bauern und 251 Bäuerinnen befragt. Bei der Referenzbevölkerung wurden ausgehend von einer Zufallsstichprobe aus dem elektronischen Telefonverzeichnis 250 Männer und 250 Frauen, repräsentativ nach Landesregion, Erwerbstätigkeit sowie Altersklasse verteilt, interviewt.

Da bei den Ergebnissen kaum geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen, werden bei den Abbildungen jeweils nur die beiden Gruppen Landwirtschaft und Referenz aufgeführt.

Zufriedenheit in der Landwirtschaft insgesamt konstant

Bei der Frage nach der Zufriedenheit in den 12 vorgegebenen Lebensbereichen zeigt sich, dass sowohl die bäuerliche als auch die übrige Bevölkerung 2017 mit den Bereichen Familie, Gesundheit und Ausbildung am zufriedensten sind. Am unzufriedensten sind beide Gruppen mit dem Bereich «stabile politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen» und «genügend Zeit haben», wobei bäuerliche Kreise deutlich unzufriedener sind. Während die bäuerliche Bevölkerung zudem vor allem auch mit dem Einkommen unzufriedener ist, ist die Referenzbevölkerung dies mit dem kulturellen Angebot. Die bäuerliche Bevölkerung differenziert bei den Zufriedenheitseinschätzungen insgesamt stärker (von 3,1 bis 4,6) als die Referenz (von 3,7 bis 4,4).

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Die Rangfolge der Zufriedenheit mit den Lebensbereichen ist während den letzten 16 Jahren weitgehend gleich geblieben, das heisst die Einschätzungen sind mehrheitlich stabil (max. +/-0,3 Punkte). Grössere Schwankungen zwischen 2001 und 2017 sind einzig bei «Einkommen» (0,6) und «stabile wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen» (0,5) zu verzeichnen.

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Gesundheit weiterhin am wichtigsten

Bei der Frage nach der Wichtigkeit der 12 Lebensbereiche zeigen die beiden Bevölkerungsgruppen ähnliche Prioritäten, wobei die landwirtschaftliche Bevölkerung die Unterschiede bei den Prioritäten stärker gewichtet. Bei der landwirtschaftlichen Bevölkerung geniessen Gesundheit und Familie die höchste Priorität. An dritter Stelle folgen Ausbildung und Erwerbsarbeit. Bei der Referenzgruppe steht ebenfalls die Gesundheit an oberster Stelle, gefolgt von Ausbildung, Familie und Erwerbsarbeit. Am wenigsten wichtig ist beiden Gruppen das kulturelle Angebot. In der Prioritätenliste der bäuerlichen Bevölkerung weit hinten stehen auch Freizeit und allgemeiner Lebensstandard.

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Die Einschätzung der Wichtigkeit der Lebensbereiche hat sich im Zeitvergleich sowohl bei der bäuerlichen als auch der übrigen Bevölkerung 2017 gegenüber 2013, 2009 sowie 2005 – damals wurde erstmals nach der Wichtigkeit gefragt – nur wenig verändert (insgesamt max. +/-0,2 Punkte).

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Annäherung der Lebensqualität von Referenzbevölkerung und Landwirtschaft

Um die subjektiv empfundene Lebensqualität zusammengefasst abbilden zu können, werden nach der in der eingangs erwähnten ETH-Studie beschriebenen Methode die Aussagen zur Wichtigkeit von Lebensbereichen mit der Einschätzung der ihnen zugeordneten Zufriedenheit kombiniert und in einem Lebensqualitätsindex dargestellt. Hierzu wurden die Skalen der Wichtigkeit auf 0,2 bis 1 («sehr unwichtig» bis «sehr wichtig») und diejenige der Zufriedenheit von -3 bis 3 («sehr unzufrieden» bis «sehr zufrieden») umcodiert. Der Lebensqualitätsindex ist die Summe der Produkte aus dem Wert für die Wichtigkeit und der Zufriedenheit über alle 12 Lebensbereiche. Basierend auf der gewählten Skalierung kann der Lebensqualitätsindex Werte zwischen -36 und +36 annehmen.

Berechnung des Lebensqualitätsindexes    

Umcodierung Wichtigkeit Umcodierung Zufriedenheit 
sehr unwichtig 0,2sehr unzufrieden-3
unwichtig    0,4unzufrieden-1,5
unbestimmt0,6unbestimmt0
wichtig0,8zufrieden+1,5
sehr wichtig1sehr zufrieden+3
Der Lebensqualitätsindex ist die Summe der Produkte über alle 12 Lebensbereiche: Zuerst wird der jeweilige Code bzw. Wert für die Einschätzung der Wichtigkeit eines Lebensbereiches mit dem jeweiligen Code bzw. Wert für die Einschätzung dessen Zufriedenheit multipliziert und anschliessend werden diese 12 Ergebnisse addiert.

Der Lebensqualitätsindex beträgt maximal 36 Punkte, wenn alle 12 Lebensbereiche mit «sehr wichtig» und «sehr zufrieden» eingeschätzt werden, und minimal -36, wenn alle 12 Lebensbereiche von einer Person mit «sehr wichtig» und «sehr unzufrieden» beurteilt werden. Schätzt eine Person ihre Zufriedenheit in allen 12 Lebensbereichen als «unbestimmt» ein, so liegt ihr Lebensqualitätsindex bei 0.
 

Der Lebensqualitätsindex der landwirtschaftlichen Bevölkerung lag 2017 im Mittel bei 13,4. Die landwirtschaftliche Bevölkerung in der Deutschschweiz war 2017 zufriedener (14,1) als jene in der Westschweiz (10,8; Tessin: 13,2). Ebenfalls eine höhere Einschätzung ihrer Lebensqualität haben Frauen (14,7; Männer: 12,2) und Personen unter 40 Jahre (14,5; über 40: 12,6). Nur gerade 4 % der Befragten (21 Personen) aus bäuerlichen Kreisen waren mit ihrer Lebensqualität unzufrieden und wiesen einen negativen Index auf.

Die Referenzbevölkerung zeigte 2017 einen höheren Lebensqualitätsindex als die landwirtschaftliche Bevölkerung. Der Mittelwert betrug 15,5, wobei Personen über 40 Jahre zufriedener waren als die unter 40-Jährigen (16,5; unter 40 Jahre: 14,2).

Der seit 2005 berechnete Lebensqualitätsindex sank bei der bäuerlichen Bevölkerung in den letzten zwölf Jahren kontinuierlich von 14,6 (2005) auf 13,4 (2017). Während er bei der Referenzbevölkerung von 16,5 (2005) auf 17,3 (2009 sowie 2013) zunächst gestiegen ist, erfuhr er in diesem Jahr einen relativ starken Einbruch (15,5). Somit nähern sich die beiden Bevölkerungsgruppen erstmals seit der Erhebung im 2005 wieder einander an.    

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Referenzbevölkerung schätzt finanzielle Lage positiver ein als Landwirtschaft

Die finanzielle Lage in bäuerlichen Kreisen war auch 2017 weniger gut als jene der Referenzbevölkerung. So konnte zwar die Hälfte der Befragten im vergangenen Jahr etwas Geld zurücklegen, die Situation sieht bei der Referenzbevölkerung allerdings noch besser aus. Die Einschätzung der finanziellen Situation ist seit 16 Jahren weitgehend gleichbleibend.

Anhand einer speziellen Auswertung wurde untersucht, welche Aussagen einen direkten Einfluss auf die Höhe der Lebensqualität haben. Bei der finanziellen Situation zeigte diese Analyse: Je eher etwas Geld zum Leben zurückgelegt werden konnte, desto positiver wirkte sich dieser Umstand auf den Lebensqualitätsindex aus.

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Arbeitssituation in der Landwirtschaft schwieriger

Die bäuerliche Bevölkerung empfand auch 2017 ihre Arbeitssituation als schwieriger als die Referenzgruppe: So fühlte sich etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Bevölkerung durch die Veränderungen im Arbeitsumfeld überfordert (Referenz: 18 %) und neun von zehn Personen aus der landwirtschaftlichen Bevölkerung empfanden die Arbeitszeiten als lang (32 %). Die Einschätzung der Arbeitssituation ist seit 16 Jahren weitgehend unverändert.

Die Aussagen «Veränderungen im Arbeitsumfeld überfordern mich», «Arbeitszeit ist lang» und «körperliche Belastung ist gross» haben einen negativen Einfluss auf den Lebensqualitätsindex. Wenn hingegen die «Existenz des Betriebs langfristig gesichert ist», trägt dies positiv zum Lebensqualitätsindex bei.

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Bessere gesellschaftliche Einbindung bei der Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Bevölkerung pflegte auch 2017 – nicht überraschend – bessere Kontakte zu bäuerlichen Kreisen als die Referenzbevölkerung. Beide befragte Gruppen fühlten sich gut in die Ortsgemeinschaft eingebunden und hatten gute Kontakte zu nicht bäuerlichen Kreisen.

Mit zunehmender Einbindung der landwirtschaftlichen Bevölkerung in der Gemeinschaft des Ortes oder in nicht bäuerliche Kreise steigt auch der Lebensqualitätsindex.

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Vor allem bauliche Veränderungen in der Landwirtschaft

Die Frage nach betrieblichen Veränderungen, Neuausrichtungen oder Innovationen wurde 2017 erstmals erhoben und richtete sich ausschliesslich an die landwirtschaftliche Bevölkerung.

Bei über einem Drittel der landwirtschaftlichen Haushalte wurden keine betrieblichen Veränderungen vorgenommen bzw. sind auch nicht geplant. Mehr als ein Fünftel der befragten Landwirte und Bäuerinnen hat in den letzten sechs Jahren bauliche Veränderungen vorgenommen oder geplant, mit etwas Abstand folgen «neuer (innovativer) Betriebszweigs» (8 %), «generell Änderungen» (7 %) und «Spezialisierung» (7 %).

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Bauernberuf hat mehr Vor- als Nachteile

Die langen Arbeitszeiten werden am häufigsten als negativer Aspekt genannt. Insbesondere die vielen Vorschriften bzw. ändernde Rahmenbedingungen, aber auch die zunehmende Bürokratie sind vor allem in bäuerlichen Kreisen ein Negativpunkt. Der körperliche und seelische Stress, der geringe Verdienst sowie die wenige Freizeit beschäftigen die Referenzgruppe mehr als die bäuerlichen Kreise selbst.

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Wie bereits in den früheren Erhebungen werden von beiden Gruppen die Selbständigkeit und das Arbeiten in der Natur als besonders positive Seiten des Bauernberufs genannt. Die landwirtschaftliche Bevölkerung hebt dabei diese Vorteile deutlich stärker hervor als die Referenzgruppe, welche die Landschaftspflege häufiger positiv herausstreicht.

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Esther Grossenbacher, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation, Evaluation, esther.grossenbacher@blw.admin.ch

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