GVO in importiertem Saatgut
Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) überprüft nach der Vermehrungsmaterial-Verordnung (SR 916.151) importierte Saatgutposten auf die Anwesenheit gentechnisch veränderter Organismen (GVO). Der Anbau von GVO wurde vom Parlament zeitlich befristet bis 2021 verboten. Deshalb sind Saatgutposten mit GVO-Verunreinigungen in der Schweiz nicht verkehrsfähig. Die Importeure haben eine Qualitätssicherungspflicht, dem BLW obliegt die Vollzugskontrolle. Nachfolgend blicken wir auf 15 Jahre staatliche Kontrolltätigkeit zurück und wagen einen Ausblick in die Zukunft.
Digitalisierung der Einfuhrmeldungen
Importeure von Saatgut und Vermehrungsmaterial sind verpflichtet, die Mengen, die Herkunft der Posten und die importierte Sorte für die folgenden vier geprüften Pflanzenarten zu melden: Mais, Soja, Raps und Rüben. Seit 2016 ermöglicht ein digitales Meldesystem eine lückenlose Rückverfolgung und erleichtert die Kontrollen, die dadurch schneller und gezielter werden. Die optimierte Rückverfolgbarkeit stellt in der Kontrollstrategie des BLW ein zentrales Qualitätsmerkmal dar.
Nachweismethoden
Mit den Saatgutkontrollen, die das BLW wahrnimmt, sollen die Bestimmungen der Vermehrungsmaterial-Verordnung (916.151) vollzogen werden. Sie erfüllen geltende internationale Standards und werden in akkreditierten Labors durchgeführt. Konkret wird ein allfälliges Vorhandensein von GVO auf molekularer Ebene in zwei Schritten mittels quantitativer Polymerase-Kettenreaktion (qPCR) getestet. Zunächst wird das Saatgut auf Elemente hin geprüft, die in GVO am häufigsten vorkommen (35S-Promotor, NOS-Terminator, Resistenzgene gegenüber Glyphosat CP4-EPSPS und gegenüber Glufosinat (bar/pat)). Bei einem positiven Ergebnis wird ein zweiter quantitativer, eventspezifischer Test durchgeführt. Ergibt der Test eine Kontaminierung, muss der Posten entsorgt werden.
Je nachdem, ob es sich um Mais-, Raps-, Rüben- oder Sojasaat handelt, werden zudem spezifische Elemente analysiert, um die Liste der für die Einfuhr nach Europa zugelassenen GVO, wie Lebensmittel und Tierfutter, abschliessend abzudecken. Diese Liste gilt als Standard bei der Überwachung der Entwicklung des GVO-Einsatzes in Europa (in erster Linie als Futterimport, ausser für MON810) und wird stetig ausgebaut (vgl. Europäische Kommission). In Zusammenarbeit mit dem Feedbio-Labor von Agroscope Posieux aktualisiert das BLW regelmässig die Tests, die für eine umfassende Kontrolle dieser Liste für alle getesteten Pflanzenarten erforderlich sind.
Ausserdem werden laufend die jüngsten technischen Fortschritte verfolgt. Es werden Alternativen zur qPCR geprüft (Digital-PCR und Hochdurchsatz-Sequenzierung), um in Zukunft auf die grössere Anzahl Events aus der grünen Biotechnologie reagieren zu können.
Seit 15 Jahren wird importiertes Saatgut risikobasiert kontrolliert
Importiertes Saatgut wird seit 1999 auf GVO kontrolliert. Die entsprechende Statistik wird seit 2001 erstellt. In dieser Zeit konnten GVO-Vermischungen nur im Mais nachgewiesen werden. Bei Soja, Zucker- und Futterrüben sowie bei Raps konnten bisher keine Vermischungen mit GVO identifiziert werden. Saatgut von Soja, Raps und Rüben stammt ausschliesslich aus Europa, wo keine entsprechenden gentechnisch veränderten Pflanzen kultiviert werden.
Das Kontrolldesign ist risikobasiert (vgl. Kuchendiagramm). Das heisst, Posten aus den USA, wo GVO verbreitet angebaut wird, werden immer kontrolliert. Auch Posten aus Ländern, aus denen schon mit GVO verunreinigtes Saatgut nachgewiesen wurde, werden sehr häufig kontrolliert. Posten aus Ländern, welche selber kein GVO anpflanzen und/oder aus Ländern in deren Posten noch nie GVO-Verunreinigungen festgestellt wurden, werden stichprobeweise kontrolliert.
Das Herkunftsland ist ein entscheidender Faktor bei der Beurteilung der Risiken
Während der 15 Jahre Saatgutkontrolle wurden aus über 8000 importierter Posten insgesamt acht Mais-Posten positiv getestet (vgl. Säulendiagramm). Die geringe Anzahl verunreinigter Posten zeigt, dass die interne Qualitätssicherung der global agierenden Saatgutfirmen zu 99,9 % funktioniert. Dass bisher einzig bei Mais positive Posten gefunden wurden, deutet aber auch darauf hin, dass die Maiszüchtung und -Saatgutvermehrung globalisierter organisiert sind als bei anderen Kulturpflanzen. Die Warenflusstrennung auf globaler Ebene ist eine äusserst grosse Herausforderung. Viele verschiedene Akteure (Produzent, Transporteur, Verpacker usw.) sind an der Warenflusskette beteiligt.
Zusammenfassung der Kontrollkampagne 2016
Das von mehr als zehn Schweizer Unternehmen importierte Saatgut stammt grossmehrheitlich aus der EU und in erster Linie aus Deutschland und Frankreich, die keine GVO anbauen. Die Auswahl der Posten, die kontrolliert werden sollen, erfolgt aufgrund von Angaben des Importeurs, der sehr oft schon vor der Einfuhr interne GVO-Kontrollen vorgenommen hat. Die grosse Mehrheit der importierten Posten sind Mais. Die Proben wurden gemäss den Standards der ISTA (International Seed Testing Association) genommen, und die Analysen erfolgten im aggregierten Feedbio-Labor.
Zusammenfassung der Kontrollen im Jahr 2016
Mais | Raps | Soja | Rübe | |
---|---|---|---|---|
Einfuhrmenge (Tonnen) | 1 330 | 258 | 119 | 67 |
Anzahl notifizierter Posten | 458 | 38 | 22 | 20 |
Anzahl kontrollierter Posten | 13 | 2 | 1 | 3 |
Anzahl positiver Posten | 1 | 0 | 0 | 0 |
Quellen: BLW, SwissImpex
Es gab eine einzige positive Mais-Probe. Bei Raps, Soja und Rüben, wovon weit weniger Posten importiert wurden als beim Mais, ergab keine weitere Probe einen positiven Befund.
Pilotstudie: Monitoring anderer Pflanzenarten
Angesichts der jüngsten Entwicklungen und der Vervielfachung der Zulassungen für das Inverkehrbringen von GVO mehrerer verschiedener Arten werden das BLW und Agroscope in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) für 2017 eine Pilotstudie für die Kontrolle von Luzerne-Saatgut (Medicago sp.), das aus den USA und Kanada importiert wird, aufgleisen. Noch fehlt der Nachweis, inwiefern eine systematische Kontrolle von Vermehrungsmaterial aus diesen Arten von Bedeutung ist. Oberstes Ziel ist es, eine bessere Risikoanalyse im Bereich der Futterpflanzen zu ermöglichen.
BLW, Fachbereich Genetische Ressourcen und Technologien, genres@blw.admin.ch
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